Selbständig mit Online-Shop?

Im Laufe der letzten Jahre, sind mir immer wieder Menschen begegnet, die gemeint haben, sie machen einen Online-Shop auf, und werden reich. Die Menschen reißen ihnen ihre Artikel nur so aus den Händen. Leider ist das genauso utopisch, wie im Lotto zu gewinnen.

Ein erfolgreicher Online-Shop, mit dem man zumindest seinen Lebensunterhalt verdienen kann, erfordert viel Arbeit, viel Zeit und auch Investitionen die erst mal wieder hereingeholt werden müssen. Viele dieser Online-Shops existieren schon nicht mehr und wurden nach mehr oder weniger kurzer Zeit wieder eingestellt. Warum?

Ganz einfach, es wurden elementare Grundlagen und Voraussetzungen nicht berücksichtigt von betriebswirtschaftlichen Erfordernissen einmal abgesehen. Das führte dann schnell zu teuren Abmahnungen oder die laufenden Kosten des Shops wurden deutlich unterschätzt.

Wir werden nachfolgend die einzelnen Komponenten einmal kurz beleuchten, damit Sie einen Überblick darüber bekommen, was es heißt einen Online-Shop zu betreiben und damit Erfolg zu haben.

Infografik zu den Komponenten eines erfolgreichen Online-Shops.

Was soll verkauft werden?

Die elementare Frage ist, woher kommen die Artikel die verkauft werden sollen, denn im besten Fall sorgen sie für das Alleinstellungsmerkmal Ihres Shops, eben den Grund, warum die Menschen in Ihrem Shop und nicht bei der Konkurrenz einkaufen sollen.

Verkaufen Sie lediglich Standardartikel, die es in jedem Shop, bei Amazon und Ebay gibt, dann können Sie diese nur über einen Preiskampf verkaufen und der geht zu Lasten Ihres Gewinns. Eines ist ja mal klar, ein Kunde wird eher in einem großen, bekannten Shop mit vielen hundert positiven Bewertungen kaufen als in einem neuen Shop, außer die Preise sind wirklich günstig. Und wenn sie schon wieder zu günstig sind, wittern die Leute Betrug.

Müssen Sie Standardartikel aber irgendwo einkaufen, dann werden Ihre Einkaufspreise gerade am Anfang bei kleinen Mengen nicht so gut sein, wie die der Konkurrenz, das heißt die Verkaufspreise der Konkurrenz zu unterbieten, wird schwierig werden, wenn noch ausreichend Überschuss bleiben soll, um die laufenden Kosten zu decken. Von Gewinn mal ganz schweigen.

Fazit: Mit Standard-Artikel einen Shop zu beginnen wird sehr schwierig und Sie werden einen langen Atem brauchen.

Am besten lassen sich Shops realisieren, wenn Sie Artikel verkaufen können, die sonst nirgends zu bekommen sind, Dinge, die Sie selbst machen oder produzieren lassen und die die Kunden in den Shop locken. Dann haben Sie auch die Chance zusätzlich Standardartikel zu verkaufen. Die kaufen die Kunden dann oft mit, weil sie ja rechnen können und wissen, dass selbst dann, wenn sie in ihrem Shop minimal teurer sind, sie beim Kauf in zwei Shops auch zweimal Porto zahlen müssen.

Tipp: Bei Artikeln, die es nur in Ihrem Shop gibt, können Sie auch den Preis bestimmen und müssen Sich nicht dem Preisdruck der Konkurrenz fügen. Sie können Sie gut die laufenden Kosten decken und auch bei den ersten kleinen Umsätzen bleibt noch etwas übrig, vorausgesetzt Sie kalkulieren die Preise richtig!

Wenn Sie wissen, was Sie verkaufen möchten, stellt sich noch die Frage, woher Sie die Artikel bekommen? Können Sie sie in ausreichender Menge herstellen oder haben Sie zuverlässige Lieferanten. Einen Shop zu eröffnen, ohne langfristig die lieferfähigkeit sicherzustellen zu können, ist wenig aussichtsreich.

Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gilt es zu beachten?

Gerade am Anfang ist das größte PRoblem einen Überblick darüber zu behalten, welche rechtlichen Anforderungen es zu beachten gibt. Hier sollten Sie sich dringend beraten lassen.

Tipp: Es gibt Vereine wie den Händlerbund oder andere Anbieter von Rechtstexten wie bspw. die IT-Rechtskanzlei, die auch immer wertvolle und aktuelle Informationen zu rechtlichen Anforderungen, aktuellen Urteilen etc. Dort können Sie in der Regel auch konkrete Frage zu Ihren Produkten stellen.

Allgemeine rechtliche Regeln für einen Online-Shop

Grundsätzlich gibt es ein paar Regeln für einen Online-Shop, die dieser unabhängig davon erfüllen muss, was Sie verkaufen, wenn sich der Shop an den Endverbraucher richtet. Einige dieser Regeln gelten für B2B-Shops nicht.

  • Jeder Shop braucht Rechtstexte, wie Widerrufsbelehrung, AGB, Datenschutzerklärung und Impressum
  • Der Verbaucher muss im Shop Informationen zu Lieferzeiten und Versandkosten finden
  • Der „Kaufen“-Button muss eine vorgegebene Beschriftung haben.
  • In unmittelbarer Nähe zum Produktpreis müssen auch die enthaltene Mwst und die Versandkosten angegeben werden.
  • Zu jedem Produkt muss die zu erwartende Lieferzeit angegeben werden und zwar unmittelbar in der Nähe des Warenkorb-Buttons.
  • Für bestimmte Produkte muss der Grundpreis angegeben werden.
  • In der Bestellabschlussseite muss das Produkt mit Bild und den wesentlichen Eigenschaften aufgeführt werden.
  • Produktbeschreibungen dürfen keine unwahren gesundheitsbezogenen Aussagen machen.
  • Die Nutzung fremder Marken und Geschmacksmuster ist nur unter den vom Inhaber vorgegebenen Maßgaben erlaubt.
  • Werbung mit Garantie ist nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt.
  • Werbung mit Selbstverständlichkeiten ist Abmahnfähig.

Und das waren jetzt nur die wichtigsten Regeln. Sie sehen also schon, das Thema ist sehr komplex und Sie sollten es keinesfalls unterschätzen.

Steuerliche Belange

Und dann müssen Sie natürlich Steuern zahlen, Umsatzsteuer, Einkommenssteuer, abhängig von Ihren Produkten vielleicht auch andere Steuern. Wir beschränken uns an dieser Stelle auf das Thema Umsatzsteuer und Rechnungslegung.

Umsatzsteuer-Regeln

Für den Einstieg in die Selbständigkeit bietet es sich an, die Kleinunternehmer-Regelung in Anspruch zu nehmen. Diese können Sie wählen, durch Erklärung gegenüber dem Finanzamt, wenn Sie im ersten Jahr weniger als 22.000 EUR Umsatz und im zweiten Jahr weniger als 50.000 EUR erzielen. Die Kleinunternehmerregelung hat zur Folge, dass Sie keine Vorsteuer aus Lieferantenrechnungen geltend machen können, dafür aber auch keine Mwst ans Finanzamt abführen müssen. Sie dürfen dann auch keine Mwst auf Ihren Rechnungen ausweisen und müssen auf den Rechnungen und im Shop auf die Kleinunternehmer-Regelung hinweisen.

Alternativ können Sie die Regelbesteuerung wählen. Das heißt Sie dürfen die Vorsteuer aus Rechnungen Ihrer Lieferanten gegen die abzuführende Mwst verrrechnen und zahlen die Differenz ans Finanzamt. Sie weisen in diesem Fall die Umst. auf der Rechnung aus und geben dies auch so im Shop an.

Hinweis: Darüber hinaus gibt es noch die Differenzbesteuerung, die beim Verkauf gebrauchter Gegenstände in Frage kommt.

Anfall der Steuern

Umsatzsteuer fällt an, entweder wenn Sie die Rechnung stellen (Soll-Versteuerung) oder wenn Sie das Geld von Ihren Kunden erhalten haben (Ist-Versteuerung). Die Ist-Versteuerung ist bis zu einer maximalen Umsatzgrenze im Jahr möglich. Wo die aktuell liegt sollten Sie mit Ihrem Steuerberater klären.

In jedem Fall gibt es eine grundlegende Regel, nämlich dass Sie eine Rechnung erst erstellen dürfen, wenn entweder die Ware verschickt wird oder wenn die Zahlung eingegangen ist.

Branchenspezifische Regelungen

Darüber hinaus gibt es natürlich noch Branchen- oder artikelabhängige Regelungen:

  • Bei Bekleidung müssen Sie korrekte Materialangaben machen.
  • Für Kinderspielzeug sind Warnhinweise in vorgegebener Art- und Weise anzubringen.
  • Lebensmittel müssen Angaben zu Zutaten, Allergenen und Nährwerten enthalten.
  • Bei Artikeln mit MHD ist dieses anzugeben.
  • Bei Medizinprodukten sind Wirkung, Nebenwirkungen und Anwendungsgebiete, sowie Zulassungsarten anzugeben
  • Bei Artikeln mit Pfand müssen Sie den Pfandbetrag angeben.
  • und vieles mehr …

Sie sehen also, es gibt eine Menge zu beachten, bis ein Shop alle rechtlichen Rahmenbedingungen erfüllt.

Technisches Wissen und Knowhow ist gefragt

Und auch das technische Knowhow ist nicht zu verachten. Klar Sie können einen Dienstleister nutzen, wie mich, der Ihnen bei Problemen hilft. Aber wenn Sie selbst zum Formatieren der Artikeltexte Hilfe benötigen, sei es einen Mitarbeiter mit Ahnung oder einen Dienstleister, wird es schnell teuer. Wer erfolgreich einen Online-Shop betreiben möchte, muss über grundlegendes technisches Wissen verfügen um Zusammenhänge zu verstehen und Ursachen für Probleme vermeiden zu können.

Sie sollten also zumindest wissen,

  • was HTML und CSS ist,
  • was ein Webserver ist,
  • was PHP ist und welche Rolle die PHP-Version spielt,
  • was eine Datenbank ist
  • und wie die Daten aus Ihrer Warenwirtschaft in den Shop kommen.

Und wenn der Shop dann da ist …

Wenn Sie den Shop fertig haben und er online ist, dann gibt es natürlich noch weitere Aufgaben zu lösen. Sie brauchen einen Versanddienstleister, Verpackungsmaterial, eventuell jemanden der verpackt, wenn Sie das nicht selbst machen können/wollen.

Wer macht den Versand? Was ist beim Versand zu beachten?

Der Versanddienstleister ist noch das kleinste Problem. Da gibt es die Großen, DHL, Hermes, GLS und dpd. Es ist nur die Frage, wo Sie für Ihre Produkte die günstigsten Konditionen bekommen. Da hilft nur Preise zu vergleichen und sich Angebote machen zu lassen. Viel problamatischer ist das Verpackungsgesetz. Sie müssen für jedes EU-Land in das Sie verschicken eine Verpackungslizenz nach deren Regeln erwerben. Die Regelungen der einzelnen EU-Länder sind da sehr unterschiedlich und sehr komplex.

Für Deutschland muss die Verpackungslizenz außerdem im LUCID-Register eingetragen werden und die Lucid-Registriernummer muss beim Verkauf über Plattformen wie Amazon und Co. dort angegeben werden. Wenn Sie nur im eigenen Shop verkaufen, müssen Sie die Nummer zwar nicht veröffentlichen, Ihre Konkurrenten können dort aber abrufen, ob Sie registriert sind und ist das nicht der Fall droht eine Abmahnung!

Für Österreich benögst du eine Verpackungslizenz und zusätzlich einen notariell beurkundeten Bevollmächtigten. Frankreich schreibt sogar ein Logo auf Verpackungen vor.

Die Verpackungsgesetze der einzelnen EU-Länder sind höchst komplex!

Wer kümmert sich um Buchhaltung und Steuerfragen?

Ja und dann ist die noch die Frage, wer sich um die Buchhaltung kümmert? Mit Anmeldung des Gewerbes will das Finanzamt regelmäßig Vorsteueranmeldungen (außer natürlich bei der Kleinunternehmerregelung) und jährliche Steuererklärungen haben. Dazu bedarf es auch etwas Bürokram. Das ist leider so. Es ist äußerst hilfreich sich von Anfang an Gedanken zu machen, wie man effizient die Kundenrechnungen verbucht, denn die sind häufig bei einem erfolgreichen Shop in großer Zahl da. Das von Hand zu buchen ist sehr zeitaufwändig.

Hast du dich für ein Shop-System entschieden, dann solltest du prüfen, welche Buchhaltungsschnittstellen es gibt, und danach die passende Buchhaltung wählen. Ebenso solltest du das gewählte Buchhaltungsprogramm, vorab auch mit deinem Steuerberater abzustimmen. Insbesondere, wenn du selbst kein Buchhaltungs- oder Steuerprofi bist, benötigst du auf jeden Fall einen Steuerberater, im optimalen Fall einen, der Erfahrung im E-Commerce. hat.

Notwendige Investitionen in Werbung und Technik

Wenn der Shop online ist und alles soweit geplant ist, dann benötigen Sie aber gerade für den Anfang noch Werbung. Entweder bezahlte oder kostenlose. Letztere lässt sich über Facebook und andere soziale Netzwerke realisieren, wenn Sie dort über ein entsprechendes Netzwerk verfügen, das eine potentielle Zielgruppe für Ihre Produkte ist.

Achtung, wenn Sie Werbung für Ihren Shop machen, indem Sie Artikel aus dem Shop bei Facebook, Instagram und Co. teilen, achten Sie darauf, dass der Account, den Sie zum Teilen nutzen, so zu erkennen ist, dass die Interessenten erkenne können, dass das Werbung für Ihren eigenen Shop ist. Ist das nicht erkennbar, müssen Sie diese Posts zwingend als Werbung kennzeichnen. Ansonsten drohen Abmahnungen. Ebenso, wenn Sie andere für das Teilen und Bewerben Ihres Shop bezahlen, müssen diese das als Werbung kennzeichnen.

So, das war es vorerst. Ich hoffe, Sie haben einen kleinen Überblick bekommen, was es heißt einen Online-Shop zu betreiben.

Sie möchten eine individuelle Beratung? Kein Problem, sprechen Sie mich einfach an!